UNTERWEGS IN
Schottland
Land der Highlander, Mythen und atemberaubender Natur
Soweit ich zurückdenken kann, gehörte Schottland zu den Ländern, die ich unbedingt einmal bereisen wollte.
Die Bilder der atemberaubenden Landschaft aus Büchern und Filmen faszinierten mich schon als Kind und haben sich seit her in meinem Kopf festgesetzt. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis ich die Reise dorthin antrat. Nun, zu meinem 44. Geburtstag, war es dann so weit. Relativ spontan entschieden wir uns dazu, einen Roadtrip für mehrere Wochen durch das Land der Highlander, Mythen und Legenden zu unternehmen. Wir planten eine Route durch das ganze Land und für den Startpunkt wurde Glasgow gewählt, das in den westlichen Lowlands liegt.
Glasgow
Nach etwa 13 Stunden Autofahrt inkl. Meeresüberfahrt mit der Fähre von Calais nach Dover erreichten wir Glasgow. Die größte Stadt Schottlands ist eher rau als schön und kein typisch schottischer Ort, wie man sich ihn vorstellt. Aber als eines der führenden Zentren Europas für Kunst und Kultur hat sie eine Menge zu bieten und in unseren drei Tagen dort entdeckten wir in und um Glasgow herum die enorm eindrucksvolle historische Architektur, für die Schottland bekannt ist: die mittelalterliche St. Mungo‘s Cathedral und der auf dem Hügel gegenüber liegende, sehr stimmungsvolle viktorianische Friedhof Necropolis, auch Stadt der Toten genannt, haben mich ebenso beeindruckt wie das wuchtige Bauwerk der University of Glasgow.




Wäre ich Student, ich würde mich zumindest rein optisch sofort für diese Universität entscheiden. Wer Harry Potter gelesen oder gesehen hat, fühlt sich vermutlich – wie auch ich – sofort nach Hogwarts versetzt.
Als der Abend zu dämmern begann, liefen wir zum George Square. Der Treffpunkt vieler Besucher wurde mit Glasgows Rathaus und den historischen Statuen schottischer Persönlichkeiten wunderschön in weihnachtliches Licht getaucht.
Am nächsten Morgen erkundeten wir mit dem Auto die umliegenden Orte und früheren Grafschaften. Wir besichtigten Stirling Castle, Hauptresidenz schottischer Könige, außerdem das Wallace Monument zum Gedenken an Widerstandskämpfer William Wallace und das Doune Castle, bekannt aus dem Monty Phython Film “Ritter der Kokosnuss” und der Serie „Outlander“. Dies waren nur einige Highlights, die wir hier erleben durften.
Als Tor zu Schottlands wunderbaren Landschaften ist Glasgow idealer Ausgangspunkt, denn unser nächster Halt, nur unweit entfernt, sollte mir bereits am nächsten Tag einen ersten Eindruck davon vermitteln, was ich von Schottland ersehnte: einzigartige Natur und Abenteuer…








Devil's Pulpit
Wir hörten von einer versteckten Schlucht voller Charme und Mystik in der Nähe vom Nationalpark Loch Lomond & The Trossachs. Unsere Strecke von Glasgow nach Fort William führte direkt dort vorbei. Die ideale Gelegenheit, um auf Entdeckungstour zu gehen. Irgendwo am Waldrand, in dem die Schlucht liegen soll, hielten wir am Straßenrand und fanden einen verwachsenen Zugang ins Innere. Ein Hinweisschild „Exploring Finnich Glen“ warnt sogleich vor der Sturzgefahr. Wir waren auf dem richtigen Weg, allerdings sah man keinen klaren Pfad oder er war von der Natur bereits wieder zurückerobert. Somit gab es nur eine grobe Richtung, der man folgen konnte. Über schlammigen Waldboden, umgeknickte Stacheldrahtzäune und unebene Pfade folgten wir den Spuren vor uns Dagewesener.
Nach einer Weile vernahmen wir das Rauschen von Wasser. Es konnte nicht mehr weit sein. Einige Meter voran waren die Kanten der Schlucht zu erkennen. Ein Blick in die Tiefe ließ uns bereits die Schönheit dieses Meisterwerks der Natur erkennen. Wir suchten nach einer Möglichkeit hinunter und fanden eine steile, rutschige Steintreppe. Mit Hilfe eines Seils tasteten wir uns vorsichtig herab bis zum stabilen Boden unter den Füßen.
Wir standen nun in einem großflächigen Areal mitten drin in der Schlucht. Augenblicklich eröffnete sich uns die ganze Herrlichkeit dieses einzigartigen Ortes. Ringsum schießen steile Felswände empor, dicht bewachsen von sattem Grün. Blutrote Gewässer durchfließen meterbreite Felsöffnungen hin zu Grotten und weiteren Plateaus. Welch ein grandioser Kontrast der Farben. Tatsächlich ist das gefärbte Wasser auf den roten Sandstein zurückzuführen. Einem Fluss folgend entdeckten wir den altarsgleichen Fels, der diesem mystischen Ort den Namen „The Devil´s Pulpit“ einbrachte.
Zweifelsohne gehören dazu sagenhafte Erzählungen: Druiden sollen hier geheime Treffen gehalten haben, andere Geschichten drehen sich um Hexen und den Teufel. Die Schlucht erhielt auch eine kleine Rolle in der Serie Outlander. Wir erkundeten die Umgebung und blieben einige abenteuerliche Stunden, bis wir mit traumhaft schönen Eindrücken unsere Fahrt fortsetzten.
Loch Lommond
Unzählige wunderschöne Seen, hier Lochs genannt, zieren die von der Natur verwöhnten schottischen Landschaften. Loch Lomond ist einer davon, zugleich Schottlands größter See und Teil des Trossachs-Nationalparks, den wir auf unserer Strecke nach Fort William passierten.
Wir hielten an einer einladenden Stelle und unternahmen einen kurzen Spaziergang entlang des klaren Wassers. Ich suchte mir einen Platz auf der Baumruine dort. Ein einst mächtiger Baum, der hier am Ufer sein Ende fand und zum Naturdenkmal wurde. Ich ließ die Ruhe und Beschaulichkeit der idyllischen, menschenleeren Umgebung auf mich wirken, beobachtete, wie Nebel flach über das bewegungslose Wasser schwebte, langsam nach oben aufstieg und das Gebirge in der Ferne bedeckte. Aus einem kurzen Moment wurde eine stimmungsvolle Weile. An diesem Tag ließen wir es ruhig angehen. Morgen stand die Wanderung zum Gipfel des Ben Nevis an, höchster Berg Schottlands, sogar ganz Großbritanniens und diese sollte für uns einige Herausforderungen bereit halten…
Kilchurn Castle
Von Schlössern und Burgen bekomme ich einfach nicht genug. Wie gut, dass es in Schottland reichlich davon gibt. Ob gut erhalten oder als Ruine – sie sind alle individuell faszinierend und geschichtsträchtig. Da der Tag noch jung war und unser Weg zur nächsten Unterkunft nach Fort William nicht mehr weit, fuhren wir extra einen kleinen Umweg, um Kilchurn Castle zu besuchen. In der Nähe der Burg fanden wir einen kleinen Parkplatz. Von dort aus ging es zu Fuß weiter.
Ein langer Pfad führte uns durch Weidefelder, vorbei an grasenden Schafen hin zur Burg. Die gut erhaltene Ruine aus dem 15. Jahrhundert liegt traumhaft schön am Ufer des Loch Awe. An manchen Stellen ist das Wasser so seicht, dass man weit in den See waten kann und es den Anschein hat, als würde man übers Wasser laufen. Die Burgruine konnte zwar nicht von innen besichtigt werden, aber auch die Erkundung drum herum lohnte den Besuch. Der optische Genuss aus Burg, Berg und See ließ uns bis zur Abenddämmerung bleiben.
Ben Nevis
Was wäre eine Schottlandreise ohne die Erklimmung des höchsten Bergs ganz Großbritanniens? Sicherlich immer noch aufregend und lohnenswert. Aber auf meiner persönlichen Wunschliste der Abenteuer, die ich in Schottland erleben wollte, stand der Ben Nevis ganz oben.
Ohne Risiko kein Abenteuer und das bot mir eine Bergbesteigung im Winter – insbesondere bei dem wechselhaften Klima hier. 1.345 Meter Gesamthöhe hörten sich für mich erst mal nicht unbezwingbar an, zumal der Gipfel komplett über Zickzack Wege zu erreichen ist. Trotz der ab 16 Uhr eintretenden Finsternis traute ich mir zu, den Berg beim ersten Versuch meistern zu können. Um tunlichst bis Einbruch der Dunkelheit wieder herabgestiegen zu sein, würden wir jedoch möglichst pausenlos durchmarschieren müssen.
Es wurde 80 % Regenwahrscheinlichkeit für den heutigen Tag vorausgesagt, passende Klamotten hatte ich im Rucksack.
Der Aufstieg
Der acht Kilometer lange Aufstieg begann um Punkt 8 Uhr am Glen Nevis Visitor Centre in Fort William. Noch dunkel, die Luft feucht aber regenfrei, liefen wir los.
Zunächst kurz ebenerdig an Weidefeldern vorbei, folgte sogleich ein steiler, mehrere Kilometer langer Anstieg über holprige, aber trittfeste Steine. Teils treppenartig angeordnet, ermöglichten sie uns bereits zu Beginn zügig eine ansehnliche Höhe zu erreichen.
Das Tageslicht verdrängte die Morgendämmerung und eröffnete uns volle Sicht auf die weite, traumhafte Landschaft dieser anfänglichen Ebene.
Nach gut zwei Stunden vollendeten wir den ersten Streckenabschnitt. Vor uns lag nun ein weites Plateau, das wir über den vorgegebenen Pfad geradewegs durchwanderten, immer die nächste Steigung des Ben Nevis im Blick.
Wir kamen an eine Abzweigung, Halfway Lochan genannt. Der linke Weg führte vorbei am See Lochan, rechts verlief der Gipfelpfad, dem wir zielstrebig folgten. Nun begann der anspruchsvolle Teil und das eigentliche Abenteuer…
Gipfelstürmung
Kaum hatten wir nach der Abzweigung einige Meter zurückgelegt, nahm der souveräne Aufstieg eine überraschende Wende. Raue Wetterbedingungen zeigten schlagartig ihre Auswirkung. Jeder Zentimeter des Pfades war mit einer Eisschicht überzogen, die es unmöglich machte, trotz stabilem Schuhwerk zügig voranzukommen. Eine Wanderin, der wir begegneten, nutzte Spikes und betonte, dass ein Aufstieg ohne kaum möglich sei. Wir liefen so gut es ging parallel zu dem eisglatten Steinweg, um die rutschfesten Gräser zu nutzen. Hier entschied sich meine Begleitung für die Rückkehr.
Neugierig, wie ich bin, wanderte ich alleine weiter und beschloss, mich deutlich vom Pfad zu entfernen, um über die steileren und griffigeren Grasebenen effektiver nach oben zu gelangen. Physisch anstrengender aber wesentlich erfüllender als neben dem frostigen Pfad zu balancieren. Bis zu einer gewissen Höhe funktionierte mein Vorgehen wunderbar, dann endeten die Grünflächen und vor mir lag eine massive Felsenlandschaft – kein Weiterkommen mit meiner Querfeldein-Strategie. Erstmal verschnaufen, sagte ich laut und legte mich rücklings in die weiche Pflanzendecke.
Die Ruhe und Aussicht in schönster Natur genießend, aß ich eine Kleinigkeit und lauschte den Klängen des sanften Windes, der die Felsen durchzog. Ein Moment vollkommener Entspannung auf diesem Giganten, der einst ein massiver, aktiver Vulkan war. Erholt und gut gestärkt sollte die Reise weitergehen.
Es war noch hell und an eine Rückkehr nicht zu denken. Zu meiner Freude war der Steinweg auf dieser Ebene frei von Eis und so konnte ich rasch ein gutes Stück hinter mich bringen. Nach und nach verlief sich der Pfad und vor mir lag nun ein undefinierter, teils instabiler Weg aus Geröll und Schneemassen.
Allmählich machten sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Der Proviant war aufgebraucht und die Wasserflasche fast leer, aber das Ziel vor Augen ließ mich beharrlich weitermarschieren; ich sah doch die Bergspitze bereits vor mir. Es benötigte allerdings weitere 45 Minuten, bis ich den schneebedeckten Gipfel um 15.04 Uhr erreichte, mit dem Kopf in den Wolken und die Hände gen Himmel gestreckt – erschöpft aber glücklich!
Der Abstieg
Am höchsten Punkt des Berges war es menschenseelenleer. Ringsum lag dichter Schnee. Erschöpft legte ich mich gegen eine Formation aus Steinen und fühlte eine enorme innere Ruhe, Zufriedenheit und auch ein wenig Stolz. Nicht des Erreichen des Gipfels, vielmehr des gesamten Unterfangens wegen. Ich habe bereits Höhen bestritten, ohne dabei einen Gipfel erreicht zu haben und hatte ein ebenso erfüllendes Empfinden. Bei solchen Abenteuern heißt es einfach los marschieren. Ein Gefühl des Scheiterns existiert nicht. Jeder Schritt ist ein Gewinn.
In all den Stunden des Aufstiegs blieb der Regen fern. Hier oben jedoch begrüßte mich nun ein immer stärker werdender Schnee- und Eisregen, begleitet von wirbelndem Wind. Zu meiner freudigen Überraschung gab es aber ein Wiedersehen mit meiner anfänglichen Begleitung. Sie hatte sich letztlich umentschieden und den beschwerlichen Weg über den frostigen Boden doch in Angriff genommen. Nun konnten wir gemeinsam diesen prächtigen Moment am höchsten Punkt Schottlands genießen.
Doch die Zeit drängte, denn in weniger als einer Stunde würde die Dunkelheit über uns hereinbrechen. Zu meinem Leidwesen meldeten sich beide Oberschenkel mit abrupt auftretenden Krämpfen. Als würden sie sagen: wir haben unsere Aufgabe erfüllt, nun lass uns wieder herabsteigen. Der Vorrat an Magnesium war aufgebraucht und so musste ich den Rückweg mit stechenden Muskelkrämpfen bewältigen, die mit kurzen Pausen und rationierten Schlucken aus der Wasserflasche mehr schlecht als recht im Griff zu halten waren. Der Eisregen hielt noch eine ganze Weile an, was den Abstieg zusätzlich erschwerte. Lediglich die glatte Eisschicht auf den Steinpfaden begann zu schmelzen, was uns die Aufgabe wiederum erleichterte.
Mittlerweile war es stockfinster, der Boden zu meinen Füßen schwerlich erkennbar. Die mitgeführte Taschenlampe tat ihr Möglichstes, jedoch war der Weg dermaßen uneben und holprig, dass wir immer wieder stolperten. Durch meine völlig erschöpften, kaum kontrollierbaren Beine geriet ich ständig ins Schwanken. Wie mechanisch nahm ich Schritt für Schritt.
Ich war erstaunt, zu welchen Leistungen mein lethargischer Körper doch noch im Stande war, obwohl er bereits deutlich signalisierte: hier geht nichts mehr. Das letzte Drittel war somit der mühsamste Teil und schien kein Ende zu nehmen, auch weil es im Dunkeln keine optischen Anreize gab.
Nach einer gefühlten Ewigkeit zeigten uns ferne Lichter, dass wir bald das Tal erreichen würden; mein gemütliches Auto wartete auf uns. Eine Bergwanderung ist immer ein prägendes Erlebnis, der Ben Nevis war hier keine Ausnahme und bleibt mir mit seiner wunderschönen schottischen Landschaft, den rauen Wetterbedingungen und den damit verbundenen physischen Herausforderung als eindrucksvolle, spannende, nicht zu missen wollende Erfahrung in Erinnerung.
Nach unserer Bergwanderung auf den Ben Nevis übernachteten wir in einer zauberhaften, gemütlichen Holzhütte, „The Hobbit House“ genannt. Nichts ist nach einem kräftezehrenden Abenteuer so entspannend und wohltuend wie ein heißes Bad – herrlich.



Glenfinan Viaduct
Das Glenfinnan Viaduct lag nahe unserer Route von Fort William zur Isle of Skye. Wir nahmen eine Abzweigung und fuhren hin. Bisher kannte ich die imposante Eisenbahnbrücke lediglich als Kulisse aus der Harry Potter Reihe.
Die zauberhafte Stimmung, die sie in den Filmen versprüht, ist in der Realität deutlich spürbar. Jeden Moment erwartet man, dass der Hogwarts Express vorbeirauscht.
Wanderwege drumherum und drunter her ermöglichen die Sichtung von allen Seiten. Das im Jahre 1898 fertiggestellte Bauwerk wird nach wie vor als Transportstrecke genutzt. Mit etwas Glück oder wenn man die Zeit genau abpasst, dann erlebt man, wie die Museumslokomotive „The Jacobite“ drüber hinwegdampft.
Besonders den Blick am Fuße der Brücke entlang der bis zu 30 Meter hohen Pfeiler, die Highlands im Hintergrund, fand ich großartig. So entstand dieses Erinnerungsfoto.
Sligachan Tal
Es gibt Menschen, deren Existenz einem nicht bewusst ist; aber sobald man etwas über deren Leben erfährt, fühlt man sich unweigerlich verbunden und inspiriert.
So ging es mir, als wir unser erstes Ziel auf der Isle of Skye, das Sligachan Tal, besuchten, um dort die berühmte Old Bridge zu besichtigen. Aus einiger Entfernung entdeckte ich die “Heroes of the Hills” Skulptur, lief hin und studierte die Infotafel über zwei Freunde, die hier Wegweisendes leisteten:
Die vordere sitzende Figur zeigt den auf Skye geborenen Landwirt John MacKenzie. Er war der erste professionelle britische Bergführer.
Die stehende Figur stellt Professor Norman Collie dar, einen regelmäßigen Kletterklienten und lebenslangen Freund MacKenzies’.
Zusammen bildeten sie eine produktive Kletterpartnerschaft, die fünfzig Jahre Bestand hielt. Als Pioniere durchwanderten, kartografierten und benannten sie hier auf der Isle of Skye etliche Gipfel des Cuillin Gebirges.
Damit machten sie das abenteuerliche Umland für künftige Generationen erlebbar und füllten die einsamen Berge mit Leben.
Als John MacKenzie 1933 im Alter von 76 Jahren starb, kehrte Norman Collie zur Isle of Skye zurück, um den Rest seiner Tage hier zu verbringen, nachdem er als Bergsteiger auch in den Alpen, im Himalaja und den Rocky Mountains jahrelang aktiv war.
Collie starb 1942 im Alter von 83 Jahren. Auf seine Bitte hin wurde er neben seinem treuen Freund auf einem kleinen Friedhof auf Skye beigesetzt, mit Sichtweite auf ihr geliebtes Cuillin Gebirge.
Ursprünglich nur als kurzer Stopp angedacht, blieben wir bis mittags und erkundeten einen Teil des Tals, immer die faszinierenden Berge betrachtend, die das Herzstück der Umgebung bilden. Mein Wunsch, eine der Routen von MacKenzie und Collie nachzuwandern, werde ich mir für meine nächste Reise hierhin aufbewahren.
Fairy Pools
Ein kleiner Bach schlängelt sich durch weites Tal, gespeist vom eiskalten, klaren Wasser des nahen Gebirges. Massive Felsen und Unebenheiten unterbrechen den sanften Fluss. Kleine Wasserfälle stürzen in mehrere aufeinander folgende, von der Natur geformte Becken aus Fels, in denen das Wasser mal smaragdgrün, mal türkis erstrahlt. Es sind die Fairy Pools – ein traumhaftes Fleckchen Erde und eine der zahlreichen Naturattraktionen der Isle of Skye, die ich unbedingt erleben wollte.
Wir hielten mit dem Auto auf einer Anhöhe. Ein steiler Wanderweg führte uns runter ins Tal.
Dem Pfad weiter folgend, überquerten wir den Bachlauf mehrmals, bis wir nach kurzer Wanderung die Fairy Pools erreichten. Kein Mensch weit und breit und so gönnten wir uns ein wenig Einsamkeit an diesem Ort, von dem etliche Sagen über Feen erzählt werden. Mit ein wenig Fantasie und der atemberaubenden schottischen Landschaft im Blick, wer sollte da noch an ihnen zweifeln…
Eines der Highlights der Isle of Skye ist die bizarre Felsenlandschaft des Storr Gebirges, Schauplatz des gigantischen Monoliths Old Man of Storr.
Als die Felsenlinie während der Hinfahrt in Sichtweite kam, hielten wir kurz am Loch Fada, um von dort das fantastische Panorama bei morgendlichem Sonnenlicht einzufangen. Bereits aus dieser Entfernung erkannte man die Silhouette des nadelförmigen Wächters der Berge. Wie majestätisch er sich tatsächlich präsentiert, wurde uns allerdings erst bewusst, als wir kurz darauf die Wanderung nach oben antraten…
Old Man of Storr
Noch spürbar euphorisiert von den bisherigen Eindrücken Schottlands und der Isle of Skye folgte sogleich das nächste Abenteuer: Die Wanderung hoch zum Wächter der Berge, dem Old Man of Storr. Die bizarren Felsformationen gehören zu den absoluten Höhepunkten auf Skye. Von unserer Unterkunft in Portree aus passierten wir Loch Fada und Loch Leathan zu unserer Rechten und gelangten zum Ausgangspunkt der Wanderung. Wir fanden einen Parkplatz und marschierten los. Der steile Aufstieg führt anfangs über befestigte Schotterwege und Steinpfade, die später in erdige Trampelpfade übergehen. Hier hat man die Wahl verschiedene Richtungen einzuschlagen. Wir entschieden uns für den direkten Weg über grünen, teils felsigen Hang, geradewegs auf die imposanten Felswände des mächtigen Storr Gebirges zusteuernd.
Wir erreichten den Old Man, beeindruckt über dessen tatsächliches Ausmaß. Der, durch einen Erdrutsch natürlich entstandene, übergroße “Hinkelstein” ragt fünfzig Meter gen Himmel. Fasziniert ließen wir uns zu seinen Füßen nieder. Ein geräumiges, windstilles Plateau inmitten der gigantischen Felsnadeln lud zum Verweilen ein. ‘Das reinste Abenteuerland’, dachte ich und ging in der unmittelbaren Umgebung, die Kulisse zahlreicher Film war, auf Erkundungstour.
Der Old Man of Storr gilt als Wahrzeichen der Isle of Skye und die meisten Besucher kommen her, um ihn zu sehen. Allerdings ist die Umgebung als Gesamtheit ein bombastisches Erlebnis. Hier hätte ich es ewig aushalten können – Zelt aufschlagen und Lagerfeuer machen. Aber unser Roadtrip ging am Nachmittag bereits weiter und so nahm ich mir zumindest einige Stunden Zeit, um diesen fantastischen Ort zu erleben und auf mich wirken zu lassen.
Cill Chriosd Church
Ruinen haben schon immer mein Interesse geweckt – die Geschichten, die sie erzählen, über das Leben, das einst herrschte. Es ist vergänglich und daher kostbar. Jede Ruine hat eine eigene Vergangenheit – ob spannend, glorreich oder traurig -, die es wert ist, erzählt zu werden.
So wird sie zur Erinnerung, bleibt ewig erhalten und gerät nicht in Vergessenheit.
An diesem Tag besuchten wir auf der Isle of Skye die über 500 Jahre alte Cill Chriosd Church in der Nähe von Broadford.
Die Überreste der zerstörten Kirche erinnern an die Bevölkerung der Gemeinde Boreraig, den Highlandern, die hier über viele Generationen lebten und gegen ihren Willen vertrieben wurden.
Als Highland Clearances wird die oft gewaltvolle Räumung des Hochlands im 19. Jahrhundert bezeichnet. Die Einheimischen mussten Platz für massenhafte Schafszucht und den Handel mit Schafswolle machen – für die Gutsherren ein weitaus lukrativeres Geschäft als das Verpachten der Ländereien.
Die gälische Kultur und Identität gingen im Zuge der Ereignisse in relativ kurzer Zeit fast vollständig verloren. Ein ganzer Wanderweg voller Ruinen widmet sich diesem Teil der schottischen Geschichte.
Ein Trauma der Highlands – sehenswert und tragisch zugleich.
